Für den 13. April plant das ETA Hoffmann Theater Bamberg die Deutschsprachige Erstaufführung von Mark Ravenhills „Der Stock“.
Im Stück steht Edward kurz vor der Pensionierung als Lehrer, doch es formiert sich Protest, der den salbungsvollen Abgang verhindert: Vor dem Haus skandieren die Schüler und werfen mit einem Stein die Fensterscheibe ein. Die Kinder haben herausgefunden, dass Edward früher Jungen mit dem Stock gezüchtigt hat. Schnelle Schläge aus dem richtigen Winkel, damit die Haut nicht aufplatzt. Alles dokumentiert, von den Eltern der Jungen erlaubt und vom Direktor gegengezeichnet. Es war damals so. Heute ist es anders.
Edwards Tochter Anna konfrontiert den Vater mit seiner Schuld. Sie, die beruflich dafür sorgt, dass vor allem solche wie Edwards Schulen privatisiert werden, sorgt für einen heftigen Streit. Anna attestiert der heutigen Generation ein „viel schärferes Bewusstsein für Themen wie Zwang, Übergriffigkeit, Gewalt“, Mutter Maureen hält die Schüler für „verzärtelt“, Edward mutmaßt, dass er vielleicht „das Opfer von zu vielen dummen Frauen“ ist. Die sich vermeintlich sorgende Mutter, die neoliberale Tochter und der alternde Patriarch im drohenden Bedeutungsverlust liefern sich einen Schlagabtausch, der den Generationenkonflikt ebenso offenbart wie die dysfunktionalen Familiengeflechte. Keiner ist bereit, seinen Standpunkt zu verlassen, ob aus wahrer Überzeugung oder bloßem Opportunismus den Familienmitgliedern gegenüber, ist nicht auszumachen.
Mark Ravenhill gehört zu den britischen Theaterautoren, die sich nicht vor Härten und Abgründen scheuen. In „Der Stock“ kommt durch die gnadenlos bissigen Dialoge der Kern der Debatte um Machtmissbrauch zum Vorschein, althergebrachte Auffassungen zerbrechen an den Anforderungen der Gegenwart, politische Überzeugungen reichen weit ins Private hinein, sind dort vielleicht erwachsen und unauflösbar.
Das Hygienekonzept des ETA Hoffmann Theaters ist auf www.theater.bamberg.de abrufbar.