Ebern-Eyrichshof – Ritchie Blackmore, Anastacia und Chris de Burgh begeisterten schon die Massen im Schlosshof des kleinen Eberner Stadtteiles (Kreis Haßberge) an der Nahtstelle von Unter- zu Oberfranken. Weltstars in der Provinz also. Stürmer der deutschen Charts gastierten ebenso schon vor der beeindruckenden Kulisse des Rotenhan-Schlosses: Pur, BAP oder Mark Forster rockten wie viele andere schon die Bühne. Rea Garvey faszinierte das Ambiente und das Publikum schon zweimal. Und noch einer kommt zum zweiten Mal beim nächsten Konzertreigen, der am Mittwoch, 24. Juli, startet – und der stammt aus Ebern, ein Lokalmatador: Sam Elflein (53), der Bassist der Rammstein-Tribute-Band „Stahlzeit“, die mit ihrer spektakulären (Pyro-)Show schon vor zwei Jahren für einen ausverkauften Schlosshof gesorgt hatte. Jetzt kehrt der Patenonkel von Fußball-Nationalspieler David Raum mit seinen Musiker-Kollegen wieder zurück und ist sich sicher: „Das wird wieder voll.“ Weit über 3000 Karten waren zu Wochenbeginn schon für die Show am Samstag, 27. Juli, verkauft.
Volle Hallen und Plätze sind die Mannen von „Stahlzeit“ längst gewohnt, da sich die Musiker aus Franken (neben dem Eberner Elflein kommen sie aus Eggolsheim, Bamberg und Kulmbach) zur bekanntesten Rammstein-Tribute-Band gemausert haben, die in ganz Europa bejubelt wird. Ein Erfolg, der Sam Elflein, der nach seinen vielen Jahren im Vertrieb bei Fahrzeugtechnik Ebern noch immer für den Kfz-Zulieferer Jopp in Bad Neustadt arbeitet, in Gewissenskonflikte stürzte (wie schon vor 2019). „Der Arbeitgeber muss schon mitspielen, worüber ich froh bin und ich nehme auch immer wieder Urlaub. Wenn wir im Raum Stuttgart spielen, mache ich am Vormittag Termine mit Kunden und nehme am Nachmittag frei.“
Dabei hatte er seinen Ausstieg angekündigt für den Zeitpunkt, bis ein neuer Bassist gefunden wird. „Es wurde immer mehr, es gab über die Jahreswende einige Anspannungen und ich bin ein harmoniesüchtiger Mensch. Wir mussten uns schütteln und neu sortieren. Ich kann auch nicht wirklich richtig loslassen. Es ist inzwischen eine Maschine geworden, aber es macht auch noch Spaß. Ich bin jetzt 53 Jahre alt, aber im Kopf noch lange, lange nicht. Der Körper lässt es noch zu, ich habe keine Gebrechen, gehe im Anschluss an unser Gespräch ins Fitnessstudio. Auch für die Konzerte von zwei, zweieinhalb Stunden. Da wird sich viel bewegt und wenn es gut läuft auch gesprungen. Da bist Du danach fertig, wenn Du nicht auch unter der Woche etwas machst, sonst bist Du verknotet.“
Und dann kommen die viele Fahrten hinzu. „Ja es ist nicht leicht im Nightliner durchs Land zu düsen. Inzwischen kann ich da ein bisschen besser nächtigen, aber auf manchen Autobahnen wie nach Dänemark denkt man, Du liegst in einem Subwoofer.“ Es sei schon ein Stress, nach dem Konzert am Abend von der Bühne, dann in die Dusche, und ab 2 Uhr in den Nightliner zur nächsten Station, weil „die Jungs von der Technik bauen dort um 8 Uhr schon wieder auf.“
Vor dem Gig im Schloss Eyrichshof braucht es diesen Stress nicht. „Ich komme tiefenentspannt mit dem Auto die 40 Minuten von Bad Neustadt her“, plant der Bassist und hat sich schon einiges vorgenommen. In der Eisdiele bei Marco und Silvano am Marktplatz sowie im Restaurant bei Peppo in Sandhof will er vorbeischauen. Und im Rahmen des Soundchecks auch ein Bierchen mit Hans und Rosi Elflein trinken.
Und natürlich kommen am Abend auch viele Freunde und ehemalige Arbeitskollegen. „Meine Eberner kommen, die haben ja einen guten Geschmack“, schmunzelt Elflein. Er ist aber auch froh, dass er mittlerweile eigentlich eine Brille braucht und deswegen von der Bühne herunter nicht jeden erkennen wird. „Sonst käme ich aus dem Winken nicht mehr heraus, weil sicher zu fast jedem zweiten Besucher irgendeine Verbindung besteht.“ Aber genau diese Situation macht den Auftritt so spannend. „Eine Vorfreude wie vor einem Geburtstag.“ Die Eberner und der gesamte Umkreis dürfen froh sein, was im Schlosshof seit einigen Jahren abläuft und welche Rockgrößen kommen. „Da sind wir als Tribute-Band eine kleine Nummer.“
Zur Aufführung selbst verspricht Sam Elflein neue Elemente gegenüber 2022 und „wir haben auch andere Lieder ins Programm genommen. Das ist ja das Schöne“. Da es sich um ein Außengelände handelt, ist auch bei der Feuershow mehr möglich. „Vielleicht lässt uns der Hermann (Anm. d. Red.: Baron von Rotenhan) auf sein Dach“, schmunzelt der Stahlzeiter. Dennoch bleibt die Band auf dem Boden. „Wir sind eine Tribute-Band und stolz auf das, was wir geschafft haben. Wir sind näher am Publikum als das Original, bieten aber auch nicht ganz diesen Bombast.“
Wie der abläuft, weiß Sam Elflein mittlerweile genau. „Wir wurden von Rammstein heuer erstmals zur Preview nach Prag eingeladen, haben uns die Originale live angeschaut und waren total geflasht. Das war ein hammermäßiger Abend.“ Das soll es in Eyrichshof auch werden, halt eine Nummer kleiner.
Text: Ralf Kestel
Das gesamte Programm des Rösler Open Air Schloss Eyrichshof:
Mittwoch, 24. Juli, 20 Uhr:
Clueso (Rapper aus Erfurt) – Vorprogramm: Paul Wetz
Donnerstag, 25. Juli, 20 Uhr:
Kerstin Ott (deutsche Schlager)
Freitag, 26. Juli, 19:30 Uhr:
Saltatio Mortis (Mittelalterrock aus Deutschland)
Samstag, 27. Juli, 20 Uhr:
Stahlzeit (Rammstein-Tribute aus Franken)
Sonntag, 28. Juli, 20 Uhr:
VNV Nation (englisch-irischer Electronic-Pop)
Montag, 29. Juli, 20 Uhr:
Martina Schwarzmann (niederbayerische Kabarettistin)/ausverkauft
Dienstag, 30. Juli, 20 Uhr:
Haindling (Multi-Kulti-Volksmusikrock aus Niederbayern)
Tickets gibt es im Internet unter www.kartenkiosk-bamberg.de (auch zum Selbstausdruck), telefonisch unter Tel 0951-23837 oder direkt im Kartenkiosk an der Brose-Arena in Bamberg sowie an allen weiteren bekannten Vorverkaufsstellen. Martina Schwarzmann ist bereits ausverkauft, für Haindling stehen nur noch Restkarten zur Verfügung.