Eine der ersten fränkischen Weisheiten, die mir hierzulande beigebracht wurden, lautete: „Nix Gwiß waaß mer ned!“ (Erst Jahrzehnte später fand ich heraus, dass dieses angeblich fränkische Sprüchla dem Münchner „Finessensepperl“ zugeschrieben wird, womit sich dieser Satz – für mich zumindest – selbst bewiesen hat.)
Nun war wenigstens eines seit vielen Jahren für uns Traumstadtbewohner:innen sicher: Unser Oberbürgermeister heißt Andreas Starke. (Auch wenn angeblich viele Zugezogene lange unsicher waren, zu welcher Partei unser Andi eigentlich gehört.)
Aber diese Ära soll 2026 vorbei sein – und so präsentierte uns der FT bereits einen Tag nach Starkes Rückzugsankündigung eine illustre Liste williger Nachfolger:innen:
1) Die Huml, Bambergs eiserne Lady mit der unauffälligen Meinung, von Söder mit so glühenden Worten für den OB-Posten empfohlen, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, der Minipräsi könne es gar nicht erwarten, sie hier wegzuparken
2) Klaus S., das fleischgewordene Stadtmarketing mit dem flexiblen Wahrheitsempfinden, der seit vielen Jahren eindrucksvoll unter Beweis stellt, was von Kultur übrigbleibt, wenn man sie kapitalisiert
3) Glüsi Glüsenkamp, der Timm Thaler der Bamberger Grünen:
und zuguterletzt 4) ein Herr Niedermaier, bislang unbescholtener Gärtner, der aktuell noch so sympathisch daherkommt, dass man ihm nur zuraunen möchte: „Lauf weg, solange du noch kannst!“
Wer da das Rennen macht, ist ausgesprochen ungewiss. Und auch wenn es letztendlich wohl fast egal ist, wer unter Stadtkämmerer Bertram Felix Bürgermeister wird: Vermutlich sollte ich heute schon mit dem Saufen anfangen, damit ich für den Wahlkampf den ersehnten Pegel erreicht habe, um so wenig wie möglich mitzukriegen.
Unsicher zeigte sich auch Ex-Erzbischof Schick kürzlich im Podcast des FT „Fränkischer Talk“. (Dafür kommt aber bestimmt jemand in die Wortspielhölle!) Er glaubt, in der Missbrauchsaffäre sei „nicht jedem gerecht geworden“. Eine neue Studie in Bamberg soll nun zeigen, welche Strukturen den systematischen Kindesmissbrauch ermöglicht und die Aufklärung erschwert haben, um endgültig zu beweisen, dass die katholische Kirche beim Thema Kinderschänder zu allem bereit ist – nur nicht, die Täter zu bestrafen.
Total sicher hingegen ist sich Rhetoriktrainer und Stieringer-Spezl Michael Ehlers, dass „psychedelisches Coaching“ (Sprich: Manager-Motivationsquatsch auf LSD) ein „Megatrend“ ist. Nun halte ich persönlich die allermeisten „Coaches“ für aufgeplusterte Abzocker und bin überzeugt, dass Betäubungsmittel da nicht schaden können; außerdem bin ich ja prinzipiell für jede Art von Eskapismus zu haben. Aber ob nun ausgerechnet halluzinogene Drogen für unsere – ohnehin schon viel zu oft völlig realitätsblinden – Führungskräfte der richtige Weg sind … Ich bin mir wirklich nicht sicher.
Arnd Rühlmann