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„Oben ohne ist Kult“: Sommerkino unterm Bamberger Sternenzelt im Aufseesianum

Bamberg News
Sommerkino im Aufseesianum - Foto: Thomas Pregl

Oben ohne – einmal im Jahr ist das in Bamberg nicht nur erlaubt, sondern Kult und ein cineastisches Muss. Im 16. Jahr bieten Diana Linz und Gerrit Zachrich ihr Sommerkino unterm Bamberger Sternenzelt an. Und die Fans der Leinwandheroen kommen in Scharen ins Aufsessianum – und genießen in der historischen Kulisse Film-Schmankerl wie „Chantal Im Märchenland“, „Liebesbriefe aus Nizza“, „Poor Things“ oder in den nächsten Tagen „Back to Black“, „Alles steht Kopf 2“ oder „Zwei zu Eins“.

Vor und neben der großen Leinwand des Open-Air-Kinos herrscht eine gemurmelte Stille. Die Plätze füllen sich in dieser lauen Sommernacht. Langsam verliert die Sonne gegen die aufkommende Dunkelheit. Ein, zwei Sterne beginnen zu blitzen. Die Augen glänzen voller Vorfreude. Bei einem Aperol Spritz, einem Keesmann Pils, süßem Popcorn und „Knabbereien“ stimmen sich die Kino-Fans auf das wohl grandioseste Leinwand-Epos der vergangenen Jahrzehnte ein. „Poor Things“ mit Emma Stone und Willem Daffoe von Regisseur Yorkos Lanthimos.

Doch bevor es losgeht, hat Hanuta Gonzales, die knusprige Travestieschnitte von Bamberg, die vogelfreie Meise von Gaustadt, ihren großen Auftritt. „Bei mir ist alles echt“ trällert sie ganz in Rot den zahlreichen Cineasten entgegen. Das Einbeziehen lokaler Künstler:innen hat bei Diana und Gerrit Methode und Tradition.  Bei ihrem Open-Air-Kino bietet das eingespielte Duo immer das Rundum-Wohlfühl-Programm an. Engagiert, manchmal idealistisch, zuweilen pragmatisch und voller Liebe hegen die Zwei vom „Odeon“ und „Lichtspiel“ ihr einzigartiges Film-Baby an der freien und frischen Luft. Und Bamberg dankt es ihnen.

Hanuta Gonzales genießt den Applaus nach ihrer Kurz-Show. Ein paar Werbeeinspielungen. Und dann flasht „Poor Things“ rund 140 Minuten das Publikum. In dem Streifen ist im Gegensatz zu Hanuta Gonzales nichts echt. Skurril, absurd, witzig, bizarr, obszön, mit vielen Anspielungen, Doppeldeutigkeiten, irgendwo zwischen Frankenstein und Salvator Dali, zwischen plumpen und dominaten Männerfantasien und sich entwickelnder weiblicher Emanzipation findet ein gehirnamputiertes Frauenmonster seinen eigenen Weg zur Menschlichkeit. Abseits der Konventionen. Abseits der Männlichkeit.

Ein atemberaubender Film, ein Highlight dieses Open-Air-Kino-Sommers. Und ein Beweis dafür, dass Diana und Gerrit ihr Lichtspiel-Handwerk nicht nur verstehen und lieben, sondern mit solchen Filmen eine mehr als gekonnte Punktlandung vollbringen. Erneut ein ganz großes Kino.

Thomas Pregl

Das Sommerkino läuft noch bis zum 7. September.
Infos zum restlichen Programm unter: https://www.lichtspielkino.de/festival/kino-unter-freiem-sternenhimmel–bei-jedem-wetter–event/

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