Patrick Nietzsche hat in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 2021 auf bemerkenswerte Weise zivilcouragiertes Handeln gezeigt und wurde dafür nun in den Räumlichkeiten der KUFA mit dem Mohamed Hédi Addala-Preis für Zivilcourage der Stadt Bamberg und des Migrantinnen- und Migrantenbeirats ausgezeichnet. „Übersetzt heißt Zivilcourage auch Bürgermut. Unser Preisträger hat Mut bewiesen und Verantwortung übernommen. Die Verantwortung, die wir alle tagtäglich haben. Welche aber leider nicht so oft gezeigt wird, wie wir alle uns das wünschen! Unser Preisträger hat diese gezeigt. Er hat sich eine Situation begeben, die bedrohlich und unangenehm ist, um einem Mitmenschen beizustehen“, lobte Bürgermeister und Sozialreferent Jonas Glüsenkamp.
Und genau das hat der diesjährige Preisträger des Mohamed Hédi Addala-Preises getan: Patrick Nitzsche kam in jener Nacht einer Frau zu Hilfe, die von ihrem Partner mit Gewalt angegangen wurde. Patrick Nitzsche und seine Begleitung waren auf dem Heimweg von Gaustadt in die Bamberger Innenstadt. Vom Fußweg am Ufer aus hörten sie Geräusche wie splitterndes Glas und einen Mann, der lautstark auf eine schreiende Frau einredete. Zudem wurden sie von einer Anwohnerin um Hilfe gebeten, die vom ersten Obergeschoss ihres Hauses aus nicht genau einschätzen konnte, woher der Lärm kam. Nitzsche ließ sofort sein Fahrrad fallen und rannte zum Tatort. Währenddessen knickte er um und stürzte. Die Notaufnahme attestierte im Nachhinein den Bruch des linken Sprunggelenks samt Mittelfuß. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, sich um das Wohl der Frau zu kümmern bis die gerufene Polizei übernahm. Parallel zum Polizeieinsatz beruhigte er die junge Nachbarin, die ihn ursprünglich um Unterstützung gebeten hatte und überlegte, wie der Betroffenen mittelfristig geholfen werden kann. So bot er an, den Kontakt zum Frauenhaus herzustellen. Da die Polizei dem Täter einen Platzverweis samt Näherungsverbot aussprach, konnte sie allerdings in ihrer Wohnung bleiben. Seinem beherzten Eingreifen ist es zu verdanken, dass ihr nicht noch Schlimmeres widerfahren ist.
Respekt, Lob und Anerkennung
„Nicht jeder ist fähig, in solch einer brisanten Situation eine selbstlose Entscheidung zu treffen. Zum Schutze der Frau hat Patrick Nietzsche eigene Verletzungen in Kauf genommen. Diese aufopfernde Verhaltensweise verdient höchsten Respekt, Lob und Anerkennung – und diese möchten wir Ihnen, lieber Herr Nitzsche, mit der Auszeichnung des Mohamed Hédi Addala-Preises zuteil kommen lassen,“ sagte der scheidende Leiter der Polizeiinspektion Bamberg Stadt Thomas Schreiber in seiner Laudatio.
Zusammen mit den beiden Vorsitzenden des Migrantinnen- und Migrantenbeirats der Stadt Bamberg, Mitra Sharifi und Marco Depietri, überreichte Bürgermeister Jonas Glüsenkamp den Mohamed Hédi Addala-Preis für Zivilcourage im Beisein der Familie Addala an Patrick Nietzsche.
Patrick Nietzsche dankte in seiner Rede den Jurymitgliedern Maria Ritter, Michaela Rügheimer, Hans-Jürgen Bengel und Matthew Malone für die hohe Auszeichnung und versprach: „Der Preis bestärkt mich darin, für meine Überzeugung einzustehen und weiterhin mit Zivilcourage durchs Leben zu gehen.“
Preisverleihung unter neuem Namen
Es ist das erste Mal, dass der Preis unter diesem Namen verliehen wurde. Der Stadtrat hat am 24. Februar 2021 beschlossen, die Zivilcourage-Auszeichnung „Handeln statt wegschauen“ umzubenennen in „Mohamed Hédi Addala-Preis für Zivilcourage“, um das außerordentliche Engagement des früheren Vorsitzenden des Beirats zu würdigen. Wunderbar musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung durch das A-capella-Ensemble „Close Harmony“.
Info
Mohamed Hédi Addala hat 25 Jahre als Vorsitzender des Bamberger Migranten- und Integrationsbeirats außerordentliche Leistungen bei der Integration Mitbürgerinnen und Mitbürger ausländischer Herkunft vollbracht. Er war zudem Mitinitiator des Zivilcouragepreises „Handeln statt wegschauen“.