Das Sozialreferat der Stadt Bamberg möchte Jugendliche zu Wort kommen und mitbestimmen lassen und beteiligt sich deshalb am Förderprojekt „Jugend entscheidet“ der gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Rund 70 Schüler:innen im Alter von 12 bis 16 Jahren haben zwei Tage lang im Jugendzentrum am Margaretendamm zusammen mit den Stadträt:innen Michael Kalb, Leonie Pfadenhauer, Alina Achtziger und Dr. Hans-Günter Brünker diskutiert und eigene Projekte erarbeitet, die das Leben junger Menschen in Bamberg aus ihrer Sicht verbessern sollen. Abschluss des Planspiels bildete eine fiktive Stadtratssitzung, in der eigens gegründete Jugendgruppierungen ihre Anträge vorgestellt haben. Das Gremium diskutierte dann darüber, welche Anträge im „echten“ Bamberger Stadtrat eingebracht werden sollen, denn mit der Teilnahme an dem Planspiel hat sich die Stadt dazu verpflichtet, mindestens eine Projektidee ihrer Jungbüger:innen auch tatsächlich umzusetzen. Vorsitzender der fiktiven Stadtratssitzung war Bambergs zweiter Bürgermeister und Sozialreferent Jonas Glüsenkamp, der gemeinsam mit dem städtischen Jugendpfleger Sebastian Wehner auch Pate des Beteiligungsprojektes ist.
Insgesamt neun Anträge wurden in der fiktiven Stadtratssitzung eingebracht. Neben einer Ausweitung von Sitzgelegenheiten in der Innenstadt und der Schaffung von mehr Fußball- und Bolzplätzen mit Kunstrasen haben sich die Teilnehmer:innen auch für ein Ende der Bewirtung auf der Unteren Brücke ausgesprochen. Die Verkehrssituation auf der Unteren Brücke sei, so die Gruppe „Jugend verändert Bamberg“, für alle Verkehrsteilnehmer:innen, egal ob zu Fuß oder mit dem Rad, schwierig. Außerdem sei der beliebte Kinderflohmarkt, der inzwischen ans Adenauer Ufer verlegt worden sei und damit viel Laufkundschaft verloren habe, bei einer Bewirtung der Brücke an dieser Stelle nicht mehr möglich. Um nächtliche Unruhen zu vermeiden, forderte ein Jugendlicher einer anderen Gruppierung einen Ergänzungsantrag: Ein Schild solle darauf hinweisen, dass die Nachtruhe sowie das geltende Alkoholverbot ab 22 Uhr unbedingt einzuhalten seien. Der Antrag wurde zusammen mit der Ergänzung vom Plenum mehrheitlich angenommen.
Intensiv diskutiert wurde die Idee der Fraktion Bamberger Jugend, eine Eislaufbahn während des Weihnachtsmarktes am Heumarkt zu installieren. Zwar biete eine Eisfläche unbestritten eine familienfreundliche Attraktion in der Weihnachtszeit, aber am Ende war sich eine große Mehrheit einig, dass eine Eislaufbahn nicht umweltverträglich sei und aufgrund der gestiegenen Energiepreise die Eintrittspreise für viele Familien kaum zu bewältigen seien. Der Antrag wurde abgelehnt.
Große Zustimmung hingegen erhielt die Idee, Essenrabatt für Schüler:innen, Student:innen und Auszubildende zu gewähren. Aufgrund von Nachmittagsunterricht seien viele junge Menschen darauf angewiesen, ihr Mittagessen in der Stadt zu kaufen – was für viele kaum erschwinglich sei. Mit gezielten Rabattaktionen könnten viele Familien entlastet werden, so die Sprecherin von „Jugend verändert Bamberg“.
Für den Vorsitzenden der „fiktiven“ Stadtratssitzung, Bürgermeister Jonas Glüsenkamp, ist „Jugend entscheidet“ ein voller Erfolg. „Die Jugendlichen haben das richtig gut gemacht,“ betont Glüsenkamp und ist überzeugt, dass das Projekt das Thema Kommunalpolitik für junge Menschen viel erlebbarer gemacht habe. „Es war toll zu sehen, wie die Jugendlichen miteinander diskutiert und Argumente abgewogen haben. So funktioniert Demokratie“, sagte der Bürgermeister weiter und dankte den vielen Beteiligten, so auch der Jugendarbeit von Iso e.V.
Die von Jugendlichen definierten Ideen werden nun von der Verwaltung hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit bearbeitet und im ersten Quartal kommenden Jahres im Rahmen einer Stadtratssitzung, an der die Jugendlichen teilnehmen, zu Beschlussfassung vorgelegt.
Über „Jugend entscheidet“
Bei „Jugend entscheidet“ ist der Name Programm: Kommunen geben eine konkrete Entscheidung an Jugendliche vor Ort ab.
Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung und der Partner „Politik zum Anfassen e.V.“ begleiten und unterstützen 15 Kommunen und die Jugendlichen bei der Entscheidungsfindung. So können jugendliche Sichtweisen einbezogen und das Interesse für Kommunalpolitik geweckt werden.