Die Konzert- und Kongresshalle in Bamberg benötigt eine Sanierung: Damit steht die Stadt in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen. „Die notwendigen Investitionen werden finanzielle Konsequenzen für den Haushalt mit sich ziehen“, macht Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke die Tragweite dieser Entwicklung bei einem Pressegespräch deutlich. Zunächst soll in den nächsten zwei Jahren eine Machbarkeitsstudie klären, welche Baumaßnahmen an der Halle im Detail nötig sind. Dabei soll es auch ein Ziel sein, die Konzerte der Bamberger Symphoniker mit dem Sanierungsprojekt zu koordinieren.
„Die Halle hat auf Grund ihres Alters bauliche Defizite“, fasst Dominik Nakic, der Geschäftsführer von bamberg congress und event, die aktuelle Situation zusammen. Knackpunkt ist vor allem die Elektroakustische Lautsprecheranlage (ELA), die im ganzen Haus verbaut ist und über die im Notfall auch die Alarmierung läuft. Sie hat 30 Jahre und 260.000 Betriebsstunden hinter sich. „Auf Grund der Störanfälligkeit des Systems ist der Betrieb der KKH gefährdet, weil bei einem Ausfall der ELA der Betrieb in den betroffenen Bereichen einzustellen ist“, erklärt Nakic. Da die ELA das Herzstück der Betriebstechnik ist und mit vielen anderen Komponenten aufs Engste verwoben ist, ist „eine umfangreiche Sanierung unumgänglich“, so Nakic.
Sicherheit der Gäste wird jederzeit gewährleistet
Mit Feuerwehr und Bauordnungsamt hat sich Nakic auf Maßnahmen verständigt, der einen Weiterbetrieb der Halle möglich macht. Dazu gehört unter anderem die engmaschige Überwaschung der ELA. Darüberhinaus wurde ein Zeitrahmen von zwei Jahren definiert, um eine grundlegende Sanierung vorzubereiten. Dominik Nakic betont: „Mir ist wichtig festzuhalten: Das Wohl der Besucherinnen und Besucher der Halle steht an oberster Stelle. Für diese bestand und besteht nie ein Sicherheitsrisiko.“
„Wir wollen die zwei Jahre nutzen, um eine Machbarkeitsstudie zu veranlassen, um den Umfang der Maßnahmen und den Bauablauf absehen zu können, insbesondere mit der Vorgabe, die Konzerte der Bamberger Symphoniker mit dem Baustellenablauf in Einklang zu bringen“, erklärt OB Starke. „Erstmal muss das Lastenheft klar sein“, verdeutlicht auch Finanz- und Immobilienreferent Bertram Felix. Er rechnet damit, dass schon die Suche nach dem Planer in einer wahrscheinlich europaweiten Ausschreibung sehr zeitaufwendig sein wird. Noch sei nicht abzusehen, was bei der Untersuchung herauskommt, denn „ein Großteil der Technik ist unter abgehängten Decken verborgen, die alle wieder aufgemacht werden müssen“, so Felix. Für die Organisation der Maßnahmen brauche es ein eigenes Projektteam.
Mit welchen Kosten rechnet die Stadt? „Ob 60 Millionen Mark reichen werden, müssen wir abwarten“, spielt OB Starke auf die Kosten des Neubaus der einstigen „Symphonie an der Regnitz“ an. Klar ist, dass die Gesellschaft bamberg congress und event diese Summe natürlich nicht aufbringen kann, „das müssen wir im städtischen Haushalt vorsehen und auch dieser ist nicht allein in der Lage, diese gewaltige Investition zu stemmen“, so Felix.
Die Bedürfnisse der Bamberger Symphoniker
Betroffen von einer umfangreichen Sanierung sind in erster Linie die Bamberger Symphoniker und ihre rund 6.000 Abonnentinnen und Abonnenten. „Wir sind unseren Abonnenten, die uns oftmals über Jahrzehnte hinweg die Treue halten, eine verlässliche Planung der Konzerte schuldig“, betont Intendant Marcus Rudolf Axt. Ebenso wichtig: Der Zuschuss des Freistaats für die Bayerische Staatsphilharmonie hängt maßgeblich davon ab, dass sie sich weiterhin im internationalen Musikmarkt auf Weltklasse-Niveau bewegt. „Dies ist jedoch nur möglich, wenn wir auch in Bamberg mit Top-Solisten und Top-Dirigenten zusammenarbeiten, und die kommen nur, wenn wir ein Konzerthaus mit Top-Akustik anbieten können“, erklärt Axt den Zusammenhang. Die Konzert- und Kongresshalle sei immer noch Bayerns bester Konzertsaal. Deshalb wünscht er sich eine Sanierung in Teilabschnitten, die zwischen den einzelnen Bauphasen einen Saisonbetrieb ermöglicht. Mit längeren Sommerpausen, zeitlich verkürzten Konzertsaisons und ausführlichen Tourneen könnten die Symphoniker auch gelegentliche Abschnitte einer vollgesperrten Halle überbrücken.
Oberbürgermeister Andreas Starke verspricht, dass die Anforderungen der Symphoniker höchste Priorität genießen. „Wir wollen weder Abonnenten noch Dirigenten davon abhalten, in die Konzerthalle nach Bamberg zu kommen. Wieweit das möglich ist, wird uns die Machbarkeitsstudie zeigen“, erklärt das Stadtoberhaupt.
Daten und Fakten zur Konzert- und Kongresshalle
Entstehung: Überlegung zum Bau gibt es seit Ende der 1970er Jahre. Mit dem Bau für die „Symphonie an der Regnitz“ wurde dann 1989 begonnen. Die Eröffnung war im Herbst 1993. Ein Umbau erfolgte von 2008 bis 2009 inklusive einer Klangoptimierung und Vergrößerung des Foyers durch zwei neue, mit gläserner Fassade ausgestattete Anbauten.
Säle: Der große Joseph-Keilberth-Saal bietet ca. 1.400 Sitzplätze und einen spektakulären Blickfang: die Jann-Orgel mit 74 Registern und 5830 Pfeifen. Für rund 700 Sitzplätze ist der kleinere Hegelsaal ausgelegt.
Betrieb: Im Jahr 2024 werden 270 bis 280 Veranstaltungen in der Halle stattfinden (Vorjahr 242). Heuer kamen bereits 82.000 Besucherinnen und Besucher. Die Konzert- und Kongresshalle ist die Spielstätte der Bamberger Symphoniker, deren Besuchszahlen sich in der Eröffnungssaison der Halle verdoppelt haben. Die Auslastung ihrer Konzerte beträgt regelmäßig über 95 Prozent.