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Bamberger Literaturtage: Hektor Haarkötter berührte am 6.3. mit „Küssen“ im Jazzclub

Bamberg News
Hektor Haarkötter bei seiner Lesung im Jazzkeller. Foto: Thomas Pregl

Let´s kiss! Der gebürtige Bamberger Kommunikationswissenschaftler Hektor Haarkötter stellte am Donnerstagabend im Bamberger Jazzclub heiter, vergnüglich und beschwingt mit einem „Best of“ seinen lesenswerten Bestseller „Küssen – eine berührende Kommunikationsart“ vor. Mit verblüffenden  Beispielen aus Kunst, Religion, Geschichte, Wissenschaft, Film und Literatur. Eine BamLit 25-Veranstaltung einfach zum Knutschen.

Der fränkische „Kussologe“, jetzt im Rheinland lebend, führte sein fasziniertes Publikum wortgewaltig und mit gekonnter Mimik durch die komplexe Geschichte der nonverbalen, zuweilen feuchten Kommunikation – von den Römern, den „Kussweltmeistern“ der Antike, bis hin zur Neuzeit, in der der Autor eher einen Abgesang des Küssens befürchtet.

Küssen ist nicht angeboren und biologisch determiniert, so Haarkötter. In vielen Ländern ist der Kuss sogar verpönt, obwohl er in westlichen „Kissing areas“ in vielen Formen als Mitteilung vorkommt – vom Begrüßungs-, Liebes-, Film- bis hin zum sozialistischen Bruderkuss. Vor allem das sowjetische Staatsoberhaupt Breschnew war als „wilder Knutscher“ bekannt und berüchtigt.

Den ersten Filmkuss gab es bereits 1896 – er dauerte als damaliger „Blockbuster“ 30 unerhört lange Sekunden und spulte dabei eine 15 Meter skandalträchtige Zelluloid-Rolle ab. Haarkötter räumte auch mit einem Märchen auf: Grimms Schneewittchen wurde nicht durch den Kuss ihres Prinzen wieder zum Leben erweckt, sondern erbrach ganz unromantisch den vergifteten Apfelbrei. Erst Walt Disney trickste der holden Schönheit das berühmteste Märchenbussi an.

Haarkötters Auftritt war ein Comeback an alter Wirkungsstätte. Im Jazzclub, bekannte der Professor augenzwinkernd, habe er sich manche Nacht um die Ohren geschlagen, auch ein Auftritt mit seiner damaligen Jazzband war ihm noch erinnerlich. Kein Wunder, dass Haarkötter seine Lesung mit Kussliedern am Flügel verjazzte und seinen Schauspielerfreund Jan Burdinski, Intendant des „Fränkischen Sommertheaters“, zum Vortrag von Liebesgedichten animierte. Literarisch ungeküsst ging so niemand hinaus in die fränkische Nacht…

Thomas Pregl

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