Litzendorf/Bamberg. Was für ein zauberhafter und magischer Abend in der proppenvollen Litzendorfer Gemeindebücherei. Der Bamberger Krimi-Autor und Bistumssprecher Harry Luck stellte den begeisterten Leseratten seinen dritten Bamberg-Krimi vor – „Bamberger Zauber“. Und der Name des Buches war Programm: Rote Bälle verdoppelten sich wie aus dem Nichts, Lesezeichen bogen sich anscheinend ohne Fremdeinwirkung und sogar ein Tisch trotzte dem Gravitationsgesetz und entschwebte über den Häuptern der verzückten Harry Luck-Gemeinde.
Luck, in einem früheren Leben auch mal ein „Focus“-Mann, weiß zu recherchieren, bevor er literarisch morden und totschlagen lässt. Beim „Bamberger Zauber“ tauchte er ganz tief in die geheimnisvolle Welt der Magierer, Illusionskünstler und Zauberer hinein. So sehr, dass er selber eine paar wundervolle Tricks und Täuschungen bei seinen Lesungen auf der Pfanne hat, wenn er seinen inzwischen zum Kult gewordenen Kommissar Horst Müller von der Bamberger Kripo ermitteln lässt.
Schon zum dritten Mal heftet sich der an Spießigkeit nicht zu überbietende „fränkische Derrick“ in der beschaulischen Domstadt an die Fersen von Verbrechern und Mördern. Nicht als brachialer Actionheld, sondern als schlichter Sachbearbeiter kommt Horst Müller daher, mit Hosenklammern, unerschütterlicher Vorliebe für Instant-Kaffee und Handys, die eigentlich mit den Dinosauriern ausgestorben sein müssten. In seinem neuesten Fall „Bamberger Zauber“ führen Horst Müllers Ermittlungen hinter die Kulissen von Magie und Varieté, wo sich in der hiesigen Kleinkunstszene Abgründe an Neid und Missgunst auftun.
Und der gute Kommissar mit dem archaischen Weltbild muss mit seiner chaotischen Kollegin Paulina ein dickes Fell bei seinen Ermittlungen haben: ein rechter Arm wird an einer Schleuse gefunden, Bamberg hat sich an einen zwielichtigen Sponsor verkauft, ein weltbekannter Zauberer versucht über die Regnitz zu wandeln, taucht aber schon beim ersten Versuch ganz tief ab. Und – Beate Uhse würde sich im Grabe wie ein beliebtes Stimulationsgerät herumdrehen – auch eine Befragung in Bambergs ersten veganen Sexshop mit original Baumwoll-Handfesseln muss erstmal überstanden werden.
Mit einer Prise feinem Humor, einem gut gefüllten Seidla Skrurrilitäten, einer ganzen Schlachtschüssel voller fränkischer Innereien und das alles garniert mit schmackhaften Sinn für Wortspiele hat Luck einen Krimi aus dem Hut gezaubert, der einfach von der ersten bis letzten Seite bezaubert.
Thomas Pregl