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Treffer – und versenkt! Bruder Ignazius alias Arnd Rühlmann las bei der Fastenpredigt Bamberg die Leviten

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Foto: Thomas Pregl

Muna? Treffer! Versenkt! Anker-Zentrum? Treffer! Versenkt! CSU-Asylpolitik? Treffer! Versenkt! Radentscheid? Treffer! Versenkt! Nächtlicher Gaudiwurm? Treffer! Versenkt! Wohnungsmisere? Treffer! Versenkt! Bruder Ignazius (alias Arnd Rühlmann) glänzte am Samstag, 9. März, bei seiner diesjährigen Fastenpredigt im proppevollen Ziegelbau des „Welcome Kongress Hotel“ beim munteren bis bitterbösen Schiffchen-Versenken. Mit einer gnadenlosen Schusskanonade und stimmgewaltigem Gesang schickte er die ganze Politik-Armada mit bundesdeutschen Schlachtschiffen, bayerischen Zerstörern und Bamberger U-Booten in den Abgrund. Standing Ovation, Bravo-Rufe und zwei Krüge Fastenbock waren der verdiente Lohn für den pointensicheren Mann mit der spitzen Zunge.

Für die härteste Fastenpredigt in der Bamberger Stadtgeschichte wäre Bruder Ignazius zu manchen Zeiten verbrannt, erhängt, gevierteilt oder enthauptet worden. Oder sogar alles gleichzeitig. Vielleicht hat sich eine solche Strafe auch der eine oder andere der wenigen Politiker im Saal insgeheim für den lästernden Gottesmann gewünscht. Für das Fehlen der Stadtoberen machte Ignazius aber nicht ihre Angst vor der Abrechnung, sondern ganz profane Gründe verantwortlich: „Dass hier so wenig Politikprominenz ist, liegt daran, dass die Stadträte ihre Karten selber hätten zahlen müssen!“

Tapfer musste CSU-Staatsministerin Melanie Huml als Schirmherrin ertragen, wie der Mann in der Kutte ihre Partei wegen der Asylpolitik und dem Hinterherhecheln hinter AfD-Parolen zerlegte. Dass im Mittelmeer im Schnitt sechs Flüchtlinge am Tag ertranken, dafür machte Ignazius auch Seehofer & Co. verantwortlich. Bei Bambergs bekanntester Politikerin, die sich als „totaler Fan“ der Fastenpredigt outete, ließ der Mönch gewordene Zorn Gottes Milde walten: „Sie haben im vergangenen Jahr erstaunlich wenig Unsinn von sich gegeben!“

Solche Milde wurde anderen Sündern und Sünderinnen nicht zuteil. Annegret Kramp-Karrenbauer warf er vor, noch ältere Rollenbilder als Bernd Stelter zu haben, Agrarministerin Julia Klöckner ist für ihn eine „Beton-Blunzn mit der Hannelore-Kohl-Gedächnis-Frisur“, Michael Stoschek der „durchlauchteste Baron von Brose“ und Andreas Scheuer der „Minister für Verkehrspolemik“.

Dass die Oberen der Stadt bei einigen Vorhaben wie Muna oder Radstadt Volkes Seele völlig falsch einschätzten, auch dafür hatte Bruder Ignazius eine plausible Erklärung: „Das kommt raus, wenn man sich die Geschenke für seine Frau oder seine Geliebte von der Sekretärin besorgen lässt!“ Nach den deftigen Abstimmungsklatschen mache sich inzwischen beim Stadtrat eine regelrechte „Volksverdrossenheit“ breit. Stadtmarketing-Chef Klaus Stieringer attestierte er allerdings ehrenwerte Motive, den Gaudiwurm im Dunklen ziehen zu lassen. So falle nicht auf, dass sich an dieser „Spaßmade“ immer weniger Akteure und Wagen beteiligen.

Volle Breitseite auch für die Vertuschungen und Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. „Ich trage die Kutte nicht mehr so gern“, bekannte der Geistliche, „weil man da verdächtigt ist, darunter den einen oder andere Ministranten zu verstecken!“

Bei seiner Philippika musste manch einer ordentlich schlucken – und das lag nicht nur am 7,1 Prozent starken und süffigen Fastenbier der Brauerei Ambräusianum, sondern auch an der hochprozentigen Häme, die über die da oben von der Kanzel geschüttet wurde. Rühlmanns bissiger Höllenritt durch die Niederungen der Politik bot alles, was es für eine gute Fastenpredigt braucht: Humor, schonungslose Kritik, Unabhängigkeit, befreiendens Lachen und auch eine Portion Nachdenklichkeit mit dem Verzicht auf einen platten Lacher. Und vielleicht nehmen sich die 600 begeisterten Gäste und die vorgeführten Sünder ein Lied von Rühlmann nach einer Bob Dylan-Melodie zu Herzen: „Die Zeiten müssen sich ändern!“

Thomas Pregl

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