Früher war alles besser – auch der Vatertag, der eigentlich ein Tag für uns Männer war. Für: MÄNNER! Und für sonst keinen, keine und keines! Waren das noch Zeiten als wir mit Bier, Bollerwagen und Blödsinn in der Birne loszogen und uns selbst im gesetzen Alter noch so richtig jungmännerhaft geben konnten! Laut unser begrenztes, aber zotiges Liedgut grölend, die strammen Waden von Alkoholkaskaden eingeweicht, an Eichen und Zäunen entlang taumelnd, mit gelegentlichen Freiflügen in die uns umgebende Botanik. Die Schrammen, die wir uns am Vatertag zuzogen, waren die blutenden Epauletten unserer uns selig machenden Männerherrlichkeit. Unsere launigen Gespräche kreisten um die drei Dinge, die uns Männer wirklich interessieren: Fußball, Fußball und Fußball.
Und heute? Die Ü-80-Abteilung des Altenheims braust in Rockerverkleidung mit Wohlstands-Harleys den Ellerer Berg hinauf und hinunter. Im Kathi-Bräu in der Fränkischen wird mehr Kaffee geschlürft als Gerstensaft getrunken. Jungmannen torkeln zusammen mit ihren mehr als gewöhnungsbedürftigen Lebensabschnittsgroupies, – zerknautschte Industriebierdosen in der Hand – in die überfüllten Gaststätten und Keller. Dort treffen sie auf Papas in bügelfreien Kurzarmhemden und aufgepeppte Mamas mit ihren wirklich nicht lieben Kleinen, die den Vatertag, unseren Herrentag, völlig traditionsfremd und geschlechtsentwertend mit Spezi und alkoholfreiem Bier feiern. E-Biker donnern den 13-Brauereienweg mit gefühlten 80 km/h in allen drei derzeitigen Geschlechtern und fürchterlich spießig gekleidet entlang. Das, was zwischen ihren Zähnen klebt, sind nicht die Reste vom Schäuferla, sondern Fliegen, die die rasenden Unholde an diesem Männertag unterschätzt haben. Eine Feuerwehr in der Fränkischen Toskana lädt zum „Familientag“ ein. Zum Familientag – ja geht´s noch?
Viele Brauereien und Gaststätten machen den Etikettenschwindel nicht mehr mit – und haben zu und so ihre Ruh. Nachdem ich mich kundig gemacht und erfahren habe, dass eine Frau (!) den Männertag erfunden hat, bin ich auch angesichts des Traditionsniederganges der Meinung: Schaftt den Vatertag ab! Da trinke ich lieber jeden Tag in der Woche meine zehn Seidla mit Stefan und Kevin in der Brauerei meines Vertrauens. Ohne irgendwelche Chantalles.
Thomas Pregl