Er verschläft mehr als die Hälfte des Jahres, ist nachtaktiv und scheu. Als das Leben für die meisten Menschen noch ländlicher war, hat man ihn, während seiner Aktivitätsphase, regelmäßig beobachten können und gekannt: den Siebenschläfer. Weil über ihn und andere kleine Säugetiere aus der Familie der Bilche im Bamberger Stadtgebiet wenig bekannt ist, hat sie der städtische Naturschutz beim Klima- und Umweltamt im vergangenen Jahr kartieren lassen. Finanziert wurde die Kartierung der süßen Tierchen über die Regierung von Oberfranken zu hundert Prozent aus Mitteln des Freistaates.
Der Siebenschläfer meidet dichte Siedlungsräume. Anders als der Name besagt, schläft er aber keine sieben Monate. Sondern acht! Tief und frostsicher in der Erde. Dabei ist die Zahl der Herzschläge pro Minute von dreihundert auf fünf herabgesetzt. Wer ihn im Frühjahr oder Sommer zufällig entdeckt, in einem Vogelhaus, einer Baumhöhle oder unter dem Dach, muss ihn einfach putzig finden. Seine Gestalt erinnert an Eichhörnchen, doch er ist kleiner, hat große schwarze Augen, kleine Ohren und einen weniger buschigen Schwanz. Siebenschläfer sind zwar auch Nager wie die Eichhörnchen, gehören aber zu einer anderen Familie: zu den Bilchen oder Schlaf(!)mäusen.
Erfreulicherweise gibt es im Bezirk bewährte Expertinnen und Experten für diese Gruppe: die Geoökologen Christian Strätz und Viktoria Lissek aus Bayreuth. Sie untersuchten das Bamberger Stadtgebiet auf Siebenschläfer, Gartenschläfer und die Haselmaus. Letztere ist europaweit streng geschützt. Für Haselmäuse müssen schon einmal Querungshilfen über Bundesstraßen gebaut werden, wenn Eingriffe ihre lokale Population erheblich beeinträchtigen. Auch beim ICE-Ausbau in Bamberg wird im Bereich des Stadtwaldes Rücksicht auf sie genommen.
Zwei der drei gesuchten Bilcharten kommen im Stadtgebiet vor
Die Kartierung erfolgte über die Erfassung von Freinestern (Kugelnester aus Gras und Laub), Vogel- und Fledermauskästen sowie das Ausbringen von Niströhren, die dann auf Besatz untersucht wurden. Um das Ergebnis zusammenzufassen: Im Bamberger Stadtgebiet kommen zwei der drei gesuchten Bilcharten vor – die Haselmaus und der Siebenschläfer. Der Gartenschläfer fehlt. Das ist überraschend. Denn auch der Gartenschläfer war früher in unserer Gegend präsent. Seine oberfränkischen Hauptvorkommen sind allerdings die Bergwälder des Fichtelgebirges und des Frankenwaldes.
Der Siebenschläfer kommt im Hain vor und in den Bamberger Wäldern, vereinzelt auch in naturnahen Gärten des Berggebietes. Anders als die Haselmaus hat er sich aus dem Siedlungsbereich noch nicht vollständig zurückgezogen. Die Haselmaus findet sich in größeren Beständen am Main zwischen Bischberg und Dörfleins, am Rand des südlichen Hauptsmoorwaldes im Bereich von Schießplatz und Muna und entlang des Stadtwaldes bis zur Landkreisgrenze und darüber hinaus. Die einstigen Vorkommen im Berggebiet sind bis auf wenige isolierte Bestände an der Altenburg erloschen.
Vorkommen auf ehemaligen militärischen Liegenschaften
Um den Rückgang der Arten im Stadtgebiet zu stoppen und bestenfalls umzukehren, sollen ihre Vorkommen, so der Stadtbiologe Jürgen Gerdes, bei der Ausweisung von Schutzgebieten auf ehemaligen militärischen Liegenschaften im Hauptsmoorwald, die zwischen Bürgerinitiative und Stadt im Gespräch sind, berücksichtigt werden. Auch würde es den Bilchen helfen, wenn Gärten möglichst naturnah bewirtschaftet werden.