Bamberg/Hallstadt. Derzeit tourt Mäc Härder, Bambergs Marathon-Lästerer Nr. 1, pünktlich zu seinem 30jährigen Bühnenjubiläum mit seinem neuen Programm „Wir haben nicht gegoogelt, wir haben überlegt“ nicht nur durch fränkische Lande. Wo immer er mit seiner Mischung von scharfsinnigem Kabarett, schenkelklopfendem Klamauk und jonglierenden Kegeln und Kugeln auftritt, befindet sich das Epi-Zentrum des Lachens. Dieses lag diesmal in Hallstadt – auf dem proppenvollen Kulturboden. Nicht jeder der 80 menschlichen Lachmuskeln überstand ein solches nach oben offenes Mäc Härder-Beben unbeschadet…
Mäc Härder-Fans haben schon viele Tränen vor Lachen vergossen – aber waren es jemals so viele wie jetzt in Hallstadt? Der Fernsehmoderator, vielfache Preisträger und Kabarettist brillierte quasi vor seiner Haustür. Und das lag nicht allein an seinem blauen Satin-Anzug, denn er nach der Pause dann in einen bunten tauschte…
Auch wenn der sperrige Titel „Wir gaben nicht gegoggelt, wir haben überlegt“ eher wie eine langweilige Beschwörung der guten, alten Zeiten klingt und einen Auftritt wie „Seid mal leise, Opa erzählt vom Krieg“ erwarten lässt, so strafte Mäc Härder solche Vorurteile Lügen. Auch und weil er sich ihrer bediente. Sein gnadenloser, objektiver Zeitenvergleich: „Früher war vieles besser, obwohl es schlechter war!“
Auf seiner Zeitreise durch die technischen und gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen 30 Jahre spießte er alles auf, was ihm vor die Flinte kam: Rigide Besuchszeiten im Krankenhaus, die aber durchaus auch etwas Gutes haben konnten, wenn man nicht allzu lange bei der dahin siechenden Tante bleiben wollte oder die gelben Häuser in jedem Dorf, wo man noch ohne Handy telefonieren konnte, auch wenn man beim Telefonieren ein ausgesprochenes Faible für Rauch und einen ganz speziellen gelben Körpersaft haben musste…
Dass die guten, alten Zeiten schon damals modern waren, ist für Mäc Härder gar keine Frage: So war die Bethlehem-Familie mit Josef, Jungfrau Maria, Jesus und Kindsvater Heiliger Geist im heutigen Sinne eine klassische Patchwork-Familie und es gab auch schon mit Bonanza in den 70er Jahren eine weltbekannte Schwulen-WG, zu der auch der chinesischen Koch Hop Sing gehörte. Selbst Überwachungskameras waren schon installiert, auch in seinem Kaff: Zwei ältere Damen, aufgestützt auf Kissen, hatten von ihrem Fenster aus alles fest im Blick.
Natürlich blieb auch der heutige Zeitgeist von der skapellartigen Zunge Mäc Härders nicht verschont. Beim Generationskonflikt konstatiert seine Tochter seine Gegenwart mit den Worten: „Wie ich sehe, hat der Auftragskiller mal wieder versagt!“. Und für die sich über alles beschwerenden Rentner wünscht er sich einen eigenen Erdteil – „In-Kontinent“, bezeichnet sie mit tiefen Bedauern in der Stimme als „nachwachsenden Rohstoff“, wobei ihm plötzlich bewusst wird: „Lange kann ich diese Nummer nicht mehr spielen!“
Nach viel fränkischem Wortwitz, einem genialen Abtauchen in die Werbesprüche des aufkommenden Buntfernsehens, brüllenden Kalauern („Was ist Gruppensex in einer fränkischen Bäckerei? Drei Schnecken auf einem Amerikaner!“) und die Weltpolitik erklärendem Jonglieren mit den Flaschen Putin, Erdogan und Trump stellte Mäc Härder nach einigen Zugaben und Vorhängen seine Dauerkanonade auf Lachmuskeln und Zwerchfell ein. Hoffentlich dauert der Lachstillstand nicht allzu lange…
Thomas Pregl