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Kulturzentrum E-Werk gibt Hoffnung nicht auf – Ein Erfahrungsbericht in Zeiten der Coronakrise

Aktuelles
Foto: Sebastian Eckert

Abgesagte Veranstaltungen, viele laufende Kosten trotz fehlender Einnahmen, Mitarbeiter*innen in Kurzarbeit und ein leeres Haus: Wie alle Kultureinrichtungen und Veranstalter trifft die Coronakrise auch das Kulturzentrum E-Werk sehr hart. Dennoch zeigt sich das ganze Team optimistisch und setzt alle Hebel in Bewegung, um das Kulturzentrum E-Werk am Leben zu erhalten.

Wenige Wochen nur sind vergangen, seit auch in Deutschland die Coronakrise mit allen ihren Konsequenzen angekommen ist. Im Kulturzentrum E-Werk wurde der Ernst der Lage – wie wahrscheinlich in den meisten Betrieben – schrittweise klar: Lautete die Ansage zunächst noch, Veranstaltungen über 1000 Gästen abzusagen, schien das Ganze für das Team zwar herausfordernd aber dennoch gut machbar. Ein paar Tage später die Revision: Nun kamen auch die weiteren Veranstaltungen bis 500 Gäste dazu. Parallel begannen auch schon Künstler*innen, ihre Touren abzusagen, oder zu verlegen. Das Telefon im Kulturzentrum E-Werk stand von diesem Moment an nicht mehr still. Was nun für Programmleiter Holger Watzka und seine Kolleg*innen begann, glich einer emotionalen Berg- und Talfahrt: „Auch unter normalen Umständen hat das Booking von Konzerten und Planen von Veranstaltungen immer mit viel Unsicherheit, Abwarten, Hoffen und Bangen zu tun,“ erzählt Watzka, „wir geben Angebote für Bands ab, einigen uns auf Deals, reservieren Termine, warten lange auf eine Bestätigung und so weiter. Wenn diese dann kommt ist das oft ein sehr schöner Moment. Ein lautes >>Yeah<< hallt dann auch mal durch das Büro der Programmabteilung.“

Jetzt ist durch die Krise diese monatelange Arbeit innerhalb von einer Woche einfach wie weggewischt. Die Zukunft ungewiss, die Veranstaltungen, das alltägliche Geschäft des Kulturzentrum E-Werk nicht mehr vorhanden. Stattdessen ist das Kulturzentrum E-Werk – sonst ein lebendiger Ort von Austausch und Begegnung – still und leer. Die Mitarbeiter im Homeoffice, keine Künstler im Backstage und auf der Bühne. Keine Besucher, die im Saal bei einer Party feiern und tanzen, kein Essen und Trinken in der Kellerbühne. Keine Filme im Kino, keine Gruppen und Initiativen, die sich treffen und austauschen.

Was zunächst ein bißchen wie ein Dornröschenschlaf klingt, birgt für die Mitarbeiter*innen und die Geschäftsführung viele Sorgen: Da nicht klar ist, ob und wann es weiter geht, viele Kosten aber dennoch weiter laufen, steht auch für das Kulturzentrum E-Werk, wie für viele andere dieser Zeit, die Existenz auf dem Spiel. Wirklich angekommen ist das bei vielen Leuten aber noch nicht. Geschäftsführer Berndt Urban berichtet: „Oft höre ich in letzter Zeit den Satz: Ihr als Kulturzentrum E-Werk, Ihr seid doch sowieso städtisch und müsst Euch keine Sorgen machen. Da sind leider Viele falsch informiert. Obwohl wir als gemeinnützig arbeitende Institution einen Zuschuss von der Stadt Erlangen erhalten, müssen wir jedes Jahr um die 80 Prozent selbst erwirtschaften, damit wir weiter bestehen können.“

Dass der Kulturbereich niemanden reich macht, war auch schon vor der Krise klar. Jetzt hat sich die Situation aber noch verschärft: „Seit vielen Jahren kämpft das Kulturzentrum E-Werk ja schon darum, die Mitarbeiter*innen, deren Lohn immer noch deutlich unter Tarif liegt, fairer bezahlen zu können,“ erzählt Geschäftsführer Jan-Peter Dinger. Nun, da das Kulturzentrum E-Werk gezwungen ist, Kurzarbeit für alle Mitarbeiter*innen einzuführen, wird die Lage für Viele noch prekärer, wenn nicht sogar existenzbedrohend. „Hier versuchen wir aktuell, die besonderen Härtefälle abzufedern und uns besonders um Kolleg*innen, die bei einer Kürzung auf 60 Prozent des Lohns unter die Hartz-4-Grenze rutschen würden, zu kümmern“, berichtet Dinger.

Neben der Kurzarbeit musste das Kulturzentrum E-Werk auch sehr schnell einen kompletten Ausgabestopp für das ganze Haus beschließen. Dinger erklärt: „Das bedeutet, wir geben nur noch Geld aus, wo es unabdingbar ist. Beispielsweise, wenn etwas Wichtiges im Gebäude kaputt geht oder für laufende Verträge, die nicht stornierbar sind. Und auch unsere Mitarbeiter*innen sind angehalten, nur das Allernötigste zu arbeiten, damit möglichst wenige Personalkosten entstehen. Ich bin allen Mitarbeiter*innen sehr dankbar, dass sie das sofort verstanden haben. Es ist gerade für niemanden leicht, aber wir alle möchten, dass es für das Kulturzentrum E-Werk nach Corona weiter geht.“

Ob die Sparmaßnahmen ausreichen, um das Kulturzentrum E-Werk über die Krise hinweg zu retten, ist noch nicht absehbar und wird auch zu einem großen Teil davon abhängen, wie lange Veranstaltungen noch ausfallen müssen.

Doch darüber, dass die Schließung die einzig sinnvolle Möglichkeit war, um vor der schnellen Ausbreitung des Coronavirus zu schützen, sind sich alle einig. Umso mehr freuen sich die Mitarbeiter*innen schon jetzt auf den Moment, wenn die Türen sich wieder öffnen und das kulturelle Leben endlich wieder beginnen kann. Auch in Bezug auf das für Juli geplante Open Air „Kulturinsel Wöhrmühle“ herrscht vorsichtiger Optimismus. Holger Watzka meint: „Wir tun alles, um das Haus am Leben zu erhalten und den Betrieb sobald es wieder ungefährlich möglich ist, so schnell es geht hochfahren zu können.“ Die Hoffnung auf „viele wundervolle Abende, bei denen wir alle ausgelassen mit im Publikum stehen und gemeinsam mit unseren Gästen das Ende der Krise feiern“, gibt dabei Kraft und Hoffnung. „Wir halten zusammen und fühlen mit allen Künstler*innen, Veranstalter*innen und sonstigen Betroffenen, die gerade kämpfen müssen. Es wird eine Zeit nach der Krise geben. Und wir hoffen sehr, dass es dann Kunst und Kultur noch immer in der Vielfalt gibt, die unser Leben lebenswert macht und die wir gerade jetzt schmerzlich vermissen.“

Und Berndt Urban fügt hinzu: „Jeder, der gerade seine überwiegende Zeit zu Hause verbringt, fühlt genau, wie das Leben ohne soziale Begegnungen, gemeinsame Kulturerlebnisse und den persönlichen Austausch ist. Das alles sind Dinge, für die das Kulturzentrum E-Werk steht. Damit wir nach der Krise auch noch wie gewohnt da sind, werden wir auch dann noch viel Unterstützung brauchen. Ich denke, uns ist allen noch mehr bewusst geworden, wie arm das Leben ohne Kultur ist.“ PM

Wer das Kulturzentrum E-Werk unterstützen möchte, kann zum Beispiel unter
www.e-werk.reservix.de/artikel Gutscheine kaufen oder sich an der „Merch-Aktion“ unter www.bemyquarantine.tourhafen.de beteiligen.

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