Rap muss nicht gewalttätig, schmutzig und sexistisch sein. Nein, guter Rap, besonders der fränkische, punktet mit Witz, Augenzwinkern, Lokalkolorit – und vor allem mit stimmungsvoller Musik für jung und alt. Das bewiesen „Kapitän Holz“ und seine Crew „Bambägga“ erneut bei ihrem weltrekordverdächtigen Vorhaben mit 11 Auftritten in nur 30 Stunden. Ihr Zugabesong „Des baschd scho“ war dabei Programm und Ziel.
Ihr diesjähriger Rap-Frühschoppen-Marathon in und um Bamberg herum, in Biergärten, auf Bierkellern und in Party-Locations der Sandstraße, verlangte ein straffes Zeitkonzept. Aufbauen, zwei Stunden geile Mucke, Abbau – und dann zum nächsten Termin, so etwas musste terminlich genau abgestimmt werden. Und bedeutete für die drei Künstler auch eine gewisse Selbstkasteiung. Während sich ihre Fans mit Schäuferla, Bratwurst und Bier für den richtigen Groove stärkten, nahm die Band Zuflucht zu Wasser und alkoholfreien Weizen.
Der Stimmung schadete diese ungewohnte fränkische Keuschheit vor den doch eigentlich notwendigen Lastern des Lebens nicht. Vom ersten Beat an zogen Johannes Montag („Kapitän Holz“) sowie die beiden Ochs-Brüder Jonas und David („Bambägga“) vom dreijährigen Bub über die Work-Life-Balance-Ikone, dem Möchte-Gern-Groupie und dem Edelrentner bis hin zur 80jährigen Vielfachoma alle in ihren Bann. Die Hände zum Himmel, dann nach rechts und links im Rhythmus des Raps: Mit eigenen Liedern, einem wunderbaren Gefühl für eine generationsübergreifende Sause und Saxophon-Einlagen der Extraklasse spielten und sangen sich die Bamberger Hip-Hop-Musiker in die Herzen und Füße ihres Publikums. Ein Frühsiebziger, eher zufällig bei einem ihren Konzerte, brachte es auf den Punkt. „Klasse, das hätte ich nie gedacht. Man muss sich auch mal auf was Neues einlassen. Es gibt auch Frühschoppen-Leben ohne Rumtata-Musik!“ Rap, Zatz!
Thomas Pregl