Anzeige

„Ka Weiber, ka Gschrei“ beim SPD Kulturherbst – Mit Augenzwinkern gegen die Midlife-Crisis

Aktuelles
Foto: Peter Schmidt

„Ka Weiber, ka Gschrei“, ist das ist die bittere Selbsterkenntnis, die die gleichnamige Kabarett- und Gesangsgruppe in der Litzendorfer Schule anlässlich des „SPD Kulturherbst Ellertal“ zu verkünden suchte? Nicht ganz. Denn mit viel Selbstironie, Witz und Augenzwinkern spielten und sangen sich die drei grauen Boys „Strictly Frankish“ stimmgewaltig in die Herzen und Zwerchfelle ihrer Besucher in der restlos ausverkauften Turnhalle, darunter viele Ehrenamtliche, die die hiesigen Sozialdemokraten als kleines Dankeschön für ihr unermüdliches Engagement eingeladen hatten.

Zum Handlungsrahmen: Nostalgie ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Das müssen die drei alten Freunde erkennen, die sich 40 Jahren nach ihrem Realschulabschluss zum Klassentreffen in der fränkischen Provinz treffen. Lebemann Bugatti, extra in John-Tavolta-Montur aus Berlin angereist, versucht verzweifelt einen auf Stimmung zu machen, um die beziehungsgeschädigten Festus und Limbo für das große Wiedersehensfest aus der Reserve zu locken. Ein schwieriges Unterfangen, so eingesperrt „zwischen Schrankwänd und Holzdeckn, zwischen Gfriertruha und Garaasch“.

 Die ganze Spießigkeit, Lebensmüdigkeit und Ehefrust der vergangenen Jahrzehnte hängen in ihren fränkischen Mundwinkeln wie überfaule Birnen am Baum. Beim Blick in den Spiegel erschrecken sie vor ihrem Ebenbild, die Erkenntnis, dass der Sohnemann ein Kuckuckskind ist, trägt auch nicht gerade zur Erheiterung bei, und die früheren Schmetterlinge im Bauch sind längst zu Larven geworden, die das Gemüt auffressen. „Es gibt halt zwei Geschlechter“, jammern die entmannten Mannsbilder. „Und in dem Wort steckt das ´schlecht´schon drin!“

Wie schön war doch die Zeit, als sie als „Sexy Hammers“ noch bei der Damenwelt mehr als nur einen Schlag hatten. Mit verzweifelten Erste-Hilfe-Erektionen versuchen sie diese Zeit wiederzubeleben. Und so granteln, rocken, poppen und steppen sich Bugatti (Robert Eller), Festus(Rüdiger Baumann) und Limbo (Siggi Michl) mit den großen Songs ihrer Jugend durch ihre Lebens- und Frauenkrisen, versuchen mit Macho-Attitüden ihre Depressionen zu überspielen. Immer schön auf fränkisch, versteht sich. Und so wird aus „Wild Thing“ schnell in der Verklärung ihrer guten, alten Zeiten ein „Geils Ding“.

Das Publikum litt, lauschte und lachte bei diesem gekonnten musikalischen Beamen in Vergangenheit kräftig mit. Dass „ka Weiber, ka Gschrei“ nicht die ultimative Lösung zwischen Midlife-Crisis und Urnengrab ist, beschrieb dann eine melancholische Ode an die eigene Frau: „Helga, es war wunderbar mit dir!“

Thomas Pregl

Zurück zum Seitenanfang