Während Bamberg die AstraZeneca-Diaspora ist und angeblich keinen Impfstoff für die Ü60-Impfwilligen zur Verfügung hat, mutierte Lichtenfels zum Mekka des britisch-schwedischen Vakzins. Tausende ließen sich inzwischen dort impfen. Alleine am Samstag und Sonntag, 24.4. und 25.4., fuhr die schmale Nadel in 1200 desinfizierte Oberarme. Und nicht nur Lichtenfelser nutzen ihre Chance, außerhalb der Prioritätenliste „dranzukommen“, sondern auch aus Bamberg, Coburg, Regensburg, Nürnberg und sogar Frankfurt pilgerten die Impfgläubigen ins Lichtenfelser Impfzentrum auf der Gabelsbergerstraße 22.
Anmelden konnte man sich für die Impfung vorab übers Internet. Die frohe Kunde wurde über Zeitungen oder auch mittels „Buschfunk“ über Freunde, Arbeitskollegen oder Verwandte verbreitet. Vor dem Impfzentrum zwei Schlangen, eine, um sich die Nummer abzuholen, die andere, um sich für die Impfung anzumelden. Ein freundlicher, aber bestimmter Security-Mann gab Hinweise, führte auch unsichere Kandidaten persönlich zum Anmeldetisch.
In Fünfergruppen wurden die Menschen dann in den Warte-Container hereingelassen. Platznehmen konnte man auf Stühlen mit Sicherheitsabstand, die Fenster waren auch wegen der Aprilsonne geöffnet, ein großer Luftreiniger stand bereit. Nach zehn Minuten wurde aufgerufen. 66, 67, 68, 69 – freundliche Mitarbeiterinnen nahmen die Daten auf, fragten nach Vorerkrankungen, Allergien und Blutverflüssigern. Die zuvor am Ohr gemessene Körpertemperatur – 36, 8 Grad – passte und wurde eingetragen.
Nochmals ein kurzes Warten, dann ab ins Impfzimmer. Ein junger Arzt klärte über mögliche Nebenwirkung von AstraZeneca auf – Kopfschmerzen, Druck an der Impfstelle und möglicherweise auch mal Schüttelfrost. „Das sind Zeichen der Immunreaktion des Körpers und unbedenklich“, sagt der Mann in Weiß. Dann noch ein Hinweis zu den ganz wenigen Fällen von Sinusvenenthrombosen, erkennbar etwa an Hautflecken. „Die Vorteile einer AstraZeneca-Impfung überwiegen bei weitem die Nachteile!“ Ein kurzer, schmerzloser Piks in den linken Oberarm. Geschafft. Monatelanges Warten hat ein Ende.
Im Überwachungsraum nur lächelnde Halbgesichter hinter den FFP2-Masken. „Was bin ich froh, dass ich endlich geimpft wurde. Egal mit was!“, verkündete ein Bamberger. Das zustimmende Nicken seiner Impfkommilitonen war ihm sicher. Ein Pärchen, Mitte 60, verabschiedete sich nach 10 Minuten Warten. „Bleiben Sie alle gesund und munter!“ – „Sie auch“, die Antwort.
Thomas Pregl