„Schlüssel“, „Füchschen“, „Schumacher“ und „Uerige“ sind alte Düsseldorfer Hausbrauereien, die den Gaumen der Niederrheiner (und manchmal auch den der Touristen) mit einem herben, meist dunkelbraunen Bier verwöhnen – dem obergärigen Alt. Einmal im Jahr reiht sich die oberfränkische Brauerei Will in Schederndorf in die lange Tradition des Kultgetränkes ein. Unter dem Motto „Schederndorf trifft Düsseldorf am Rhein!“ laden die urigen Biermacher zum Altbieranstich. Aber nicht mit einem importierten, sondern mit einem selbsthergestellten Alt.
Am Samstag, 6. April, war es wieder soweit. In der gemütlichen Gaststube hockten Altbierfreunde aus nah und fern an den Holzstichen und prosteten sich meist stilgerecht mit den kleinen 0,25 Liter-Altbier-Stängchen zu. Die Bläsergruppe ROZ stimmte passend zur Verbundenheit von Düssseldorf und Schederndorf das „Oberfrankenlied“ an – „da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus“. Draußen knubbelten sich die Massen an Stehtischen und auf Bierbänken und genossen die Sonnenstrahlen dieses frühlingshaften Tages. Manche, die großen Durst verspürten, verfielen wieder in fränkische Trinksitten und ließen sich das fränkische Alt in großen Gläsern servieren. Angesprochen auf den Fauxpas gab es die erwartete Standard-Antwort: „Das sind wir so gewohnt!“
Nach dem dritten oder vierten Alt gab mancher Zecher dann sein profundes Wissen über Düsseldorf und den Niederrhein preis. Dass man in der Landeshauptstadt gleich ein ganzes Tablett mit den kleinen Gläsern bestellt hat, weil es ja keine Seidla gab, scheint zum bierigen Weltkulturerbe der weit gereisten Franken zu gehören. Und so fiel auch niemand auf, dass auf der Speisekarte ein „Halver Hahn“ angeboten wurde – eine kölsche, aber keine Düsseldorfer Käsespezialitzät. Senior-Chef Konrad Will nahm’s gelassen: „Nächstes Mal lasse ich mir die Speisekarte von einem echten Niederrheiner schreiben!“
Thomas Pregl