Nach der zweiten erfolgreichen Spielzeit unter der Leitung von Sibylle Broll-Pape setzt sich das ETA Hoffmann Theater in der kommenden Saison mit dem Thema „Der Westen“ auseinander. Was ist das überhaupt: der Westen? Ein geopolitisches Konstrukt? Eine Wertegemeinschaft? Der American Dream? In 12 Neuproduktionen, davon fünf Uraufführungen und zwei musikalische Produktionen, möchten wir auch unser Verhältnis zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten beleuchten.
Zur Spielzeiteröffnung bringt Sibylle Broll-Pape mit Tony Kushners „Engel in Amerika“ die Reagan-Ära mit auffälligen Parallelen zum Hier und Jetzt auf die Große Bühne, während im Studio mit dem Stück „Normalverdiener“ von Kathrin Röggla (Uraufführung: Leopold von Verschuer) die Folgen der westlichen Ökonomisierung aller Lebensverhältnisse aufgezeigt werden. Die „Lehman Brothers“ (von Stefano Massini) eilen im vorletzten Jahrhundert vom fränkischen Rimpar aus dem amerikanischen Traum nach, in „Brand“ von Bettina Erasmy (Uraufführung: Cilli Drexel) setzen wir uns mit dem westlichen Einfluss auf die bundesdeutsche Nachkriegszeit auseinander.
Das neuste Stück der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ist eine wütende Abrechnung mit Donald Trump und weltweiten populistischen Strömungen. Es wird im Herbst bereits kurz nach der Uraufführung in Hamburg am ETA Hoffmann Theater Bamberg zu sehen sein: „Am Königsweg“ (Regie: Daniel Kunze). Zudem schreibt der erfolgreiche Dramatiker Konstantin Küspert nach „rechtes denken“ und „europa verteidigen“ (eingeladen zu den Mülheimer Theatertagen „Stücke 2017“) mit „der westen“ (Uraufführung: Sibylle Broll-Pape) zum dritten Mal ein Stück für das Bamberger Ensemble. Mit „Häuptling Abendwind“ von Johann Nestroy (Regie: Isabel Osthues) und „Utopia“ (UA) von Stefan Otteni/Remsi Al Khalisi stehen zwei musikalische Produktionen auf dem Spielplan; zur Weihnachtszeit – anlässlich des 80. Geburtstags des Bamberger Kultautors Paul Maar – zeigen wir „Sams im Glück“ (Regie: Kathleen Draeger-Ostermeier). „Dschihad Online“ (Uraufführung: Alexander Ritter) des US-amerikanischen Bestsellerautors Morton Rhue („Die Welle“) setzt sich damit auseinander, wie sich orientierungslose Jugendliche von terroristischen Gruppierungen vereinnahmen lassen, für alle Zuschauer ab 13 Jahren. Weitere Höhepunkte des Theaterjahres werden „Die Räuber“ von Friedrich Schiller (Regie: Robert Teufel) und die Calderón-Spiele in der Alten Hofhaltung mit William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ (Regie: Nicole Claudia Weber) sein. (PM)