
Die gekonnten Wirkungstreffer von Heike Bauer-Banzhaf als Fastenpredigerin „Ekklesia“ gegen Populismus, Hass, Fake News, Extremismus und Ausländerfeindlichkeit taten nicht nur den Politikern, sondern auch dem gemeinen Volk, das leichtgläubig den Parolen folgt und sie längst in die Mitte der Gesellschaft getragen hat, verdammt weh. Taten sie zu weh? Die erste weibliche Fastenpredigt hat Geschichte geschrieben. Bauer-Banzhaf darf nicht mehr auf die Kanzel.
Es wird jetzt viele Erzählungen und Erklärungen geben, warum Bambergs erste Fastenpredigerin gehen musste. Egal, welche hängen bleibt – der Schaum auf dem Fastenbock zerfällt mit einem Geschmäckle. Hatte sie zu viel Power? Stimmte die Chemie mit den Verantwortlichen nicht? Oder war ihre Rede zu moralisch, zu tiefgründig? Traf sie die, die eine Fastenpredigt nur gut finden, wenn sie die anderen trifft? Wurde hinter den Kulissen Druck ausgeübt? Dann stellt sich allerdings die Frage: Was ist eine Fastenpredigt? Ein schenkelklopfender Starkbieranstich mit abgelutschten Altherrenwitzen oder das meisterhafte Vorhalten eines gesellschaftspolitischen Spiegels?
Wer öffentlich austeilt, der weiß, dass er auch einstecken muss. Die Bamberger Fastenpredigt mit ihrer zehnjährigen Tradition stand immer im Fokus. Es gab nicht nur Lob, sondern auch Kritik. Ein solches „anständiges“ Streiten muss man aushalten. Es gehört zu einer guten Fastenpredigt. Schade, dass viele im Saal die versöhnlichen Schlussworte von Bauer-Banzhaf („Sei ein Mensch!“) mit gestiegenem Alkoholpegel nicht mehr vernommen haben.
Ihre brillante Predigt, ihr Rauswurf und noch mehr die vielen unterschiedlichen Reaktionen darauf sind zu einem Politikum geworden. Und es bleibt die bange Frage: Wer wird sich jetzt noch trauen, im nächsten Jahr in die Kanzel zu klettern? Ekklesia ist beerdigt. Und die Bamberger Fastenpredigt liegt mit Kollateralschäden auf der Intensivstation und ringt um ihr Leben. Sie darf nicht sterben. Den Verantwortlichen sei bei ihrem Reanimierungsversuch die mutmachende Hymne von „Ekklesia“ empfohlen: „Oh Bamberg, mein Bamberg, du überstehst auch das!“
Thomas Pregl