Ein neues Buch lädt ein zum Atelierbesuch in Stadt und Landkreis Bamberg. Der Bamberger Fotograf Gerhard Hagen hat 19 Künstlerinnen und Künstler sowie das Atelier Lebenskunst der KUFA besucht und liebevolle fotografische Porträts der Menschen in ihren Ateliers geschaffen. Die kenntnisreichen und stimmigen Texte dazu stammen von Anne Nikolin Hagemann. Erschienen ist das Buch bei „sehdition – Verlag für Sehenswertes“. Gefördert wurde es unter anderem durch den Corona-Unterstützungsfonds der Stadt Bamberg. „Gerade in einer Zeit in der Künstlerinnen und Künstler, keine Chance hatten gesehen zu werden und auszustellen, ist ein solches Buch eine wunderbare Unterstützung. Zudem ist es gelungen einen Blick auf die hohe Qualität und Vielfalt des künstlerischen Schaffens hier zu geben. Aber natürlich hätte das Buch mindestens fünf Mal so dick werden müssen“, so Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar.
Bernd Wagenhäuser, Christiane Toewe, Adelbert Heil, Albert Ultsch, Alexandre Madureira, Christine Gruber, Dagmar Ohrndorf, Gerhard Schlötzer, Heidrun Schimmel, Johannes Schreiber, Monika Meinhart, Peter Schoppel, Richard Wientzek, Rosa Brunner, Ruth Loibl, Thomas Gröhling, Thomas Michel, Ulla Reiter und Walli Bauer haben ihre Ateliertüren für Gerhard Hagen geöffnet und zeigen vielfach einen nahezu intimen Einblick in ihre Arbeit. Werner Kohn mit dem bereits erste Gespräch zu einem Atelierbesuch geführt wurden, erscheint leider nur noch posthum in dem Buch. Er verstarb kurz bevor der erste Termin stattfinden konnte.
Seine Motivation zu dem Buchprojekt fand Hagen als er vor zwei Jahren in Bamberg einen Raum für seine druckgrafische Arbeit suchte und der Bildhauer Albert Ultsch ihm einen Platz in seinem Atelier anbot. „Hinter dem Rolltor eines von außen eher funktionalen Zweckbaus, eine ehemalige Reparaturwerkstatt, eröffnete sich mir eine ganz eigene Welt in einem ansonsten eher unscheinbaren Hof. Ich fand mich in einem offenen Innenraum mit Oberlicht wieder: darin Köpfe aus Gips und Bronze, fertige und unfertige, Gussformen, Modelle, Steinblöcke, Farbtöpfe, Pigmente, Gips sowie Werkzeuge aller Art. Der Raum war bis zum letzten Winkel gefüllt mit Kreativität,“ erinnert sich Hagen an den überwältigenden Eindruck seines ersten Besuchs.
Das Buch soll einladen, hinter die Kulissen zu schauen. Es will Bamberger Künstlerinnen und Künstler und ihre Arbeitsstätten vorstellen, möchte erlebbar machen, welches Umfeld sich jeder einzelne geschaffen hat, um seine Kreativität auszuleben. Es nimmt den Besucher mit in die ansonsten eher verborgene Welt der Ateliers, die viel Überraschendes bereithält: oft Nüchternes und Funktionales, dann aber auch wieder Verspieltes und scheinbar Chaotisches. Manche Orte sind erstaunlich still, nur das Kratzen von Bleistift auf Papier ist zu hören. Manche Orte wiederum sind ohrenbetäubend laut, wenn etwa der blanke Stahl mit schwerem Gerät bearbeitet wird. Dann ist da auch mitunter der Geruch von Farbe und Lösungsmittel, ein Geruch, den der Besucher mit seinen Kleidern unweigerlich mit nach Hause trägt und der – auch nach dem Umkleiden – in Erinnerung bleibt. Und natürlich sind da die vielen Skizzen, Gemälde, Fotos, Drucke und Skulpturen, die Kunst.
„Es gibt viele Möglichkeiten, sich mit dem Leben und Werk von Künstlerinnen und Künstlern vertraut zu machen. Dabei ist das Betrachten ihrer Schaffensweisen und der Anblick ihrer Arbeit in Galerien und Museen ein guter Anfang, doch ich finde nichts ist so aufschlussreich und spannend wie einen Blick in ihre Ateliers zu werfen. Dieses Buch ermöglicht dies und ist damit eine der spannendsten Veröffentlichungen über die Kunstlandschaft von Bamberg der letzten Jahre,“ freut sich Ulrike Siebenhaar. Bei vielen Künstlern ist ein Atelierbesuch nach Voranmeldung möglich. Wen das Buch neugierig gemacht hat, der sollte einfach mal in den Ateliers vorbeischauen.