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7. Fastenpredigt von Abt Wolfram I.: Bamberg – der Hotspot der SM-Szene

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Ist das ach so liebliche Bamberg der heimliche Hotspot der SM-Szene? Zweifellos. Gleich zweimal stieg Abt Wolfram I. (alias Wolfgang Reichmann) von einem der sieben Hügel des fränkischen Roms herab, um mit seiner „etwas anderen Fastenpredigt“ den Gläubigen und ihren politischen (Ver-)Führern ordentlich auf dem Kulturboden Hallstadt die Leviten zu lesen. Mit viel Witz, Kalauern, Zitaten, Youtube-Einspielungen, Wortakrobatik, Nachdenklichkeit und frei von jeder „Political Correctness“ geißelte der Interimsgottesmann in seiner umjubelten Philippika die Sünden in Bund, Land und Stadt. Eine „Urbi et orbi“-Brandrede auf gut Fränkisch.

In seinem verflixten siebten Jahr als Mahnemönch musste Wolfram I. gleich zweimal auftreten, um seine bei Bockbier und Leberkäse um Vergebung bettelnden Jüngerinnen und Jüngern zu befriedigen. Und so setzte der Fastenprediger zum befürchtet-genussvollen Rundumschlag an. Er begrüßte die zahlreichen „Noch-Politiker“ im Saal, wollte vom SPD-Bundestagsabgeordneten Andi Schwarz sein Überhangmandat sehen, wunderte sich über Bamberger Neubürger wie dem von Klaus Stieringer zum Leben erweckte „Sandmann“, ärgerte sich über Boni-Zahlungen im Rathaus „ohne jedes Unrechtsbewusstsein“ und entlarvte die von der Söder-Regierung versprochene Schließung des Ankerzentrums als Lug und Trug.

Angesichts der neuen KI, deren Stärke er eindrucksvoll mit einem von ihm in Auftrag gegebenen Mutter-Gottes-Lob demonstrierte (da blieb dem Saal trotz gestiegener Promillewerte das Lachen im Halse stecken), schwante dem Abt, dass nun der Landesherr das halbe Kabinett durch künstliche Intelligenz ersetzen müsse. Eine glatte 6 schrieb er Kultusminister Piazolo von den Freien Wählern ins Zwischenzeugnis. Um den Lehrerbedarf ermitteln zu können, hätte man vor sechs Jahren nur bei den Herstellern von Babynahrung nachfragen müssen, um auf verlässliche Schülerzahlen zu kommen, lästerte der Mönch in der schwarzen Kutte. Über den Versuch, jetzt mit Quereinsteigern nach nur sechswöchiger Ausbildung den Bedarf zu decken, konnte er nur sein erregtes Haupt schütteln. Lediglich die Bahnbedienstete hielt er für den Pädagogenjob für überqualifiziert. Schließlich wüssten diese, was 1. und 2. Klassen seien.

Angesichts maroder Straßen – „Teststrecke für dritte Zähne“ – und vergammelter Schulen in Bamberg geißelte er den „heimlichen Bürgermeister von Bamberg“, Finanzreferent Bertam Felix, als „Dagobert Felix“, der wie die geizige Disney-Figur nur auf seinem Geld sitze. Und natürlich, als Mitglied einer der letzten tolerierten Männerdomäne, ereiferte sich der Geistliche vom Michelsberg über den „Gender-Wahnsinn“, eindrucksvoll am Beispiel des russischen Diktators erläutert: „Weibliche Truthähne heißen jetzt Putine!“ Angesichts der achten Namensänderung der Bamberger Basketballer wünschte sich der frühere Körbchenstar Tönnies als Hauptsponsor. Dann könne man wenigstens die Sportarena in „Schlachtarena“ oder „Schlachtfeld“ umtaufen.

Ebenso wie der Liedermacher Eberweiß, der den Saal mit fränkischen Mut- und Mitmachsongs in Stimmung brachte („Heimat ist da, wo das Bier noch Seidla heißt!“), strich Abt Wolfram I. auch Balsam auf die gepeinigten Aborigines-Seelen: „Wir Franken können stolz auf uns sein. Die Bayern haben die Alpen. Wir aber den Horizont!“ Dass Bamberg durchaus auch geerdet ist, bewies Veranstalter Wolfgang Heyder: 2 000 Euro-Erlös gehen an die Erdbebenhilfe Türkei – ein humanitäres „Ego te absolve“ nach einem wortgewaltigen Strafgericht.

Thomas Pregl

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