Der Deutsche neigt zu skurrilen Verhaltensweisen. Von der Kanzlerin hat er die Schnauze voll, wählt sie aber fleißig wieder. Er wundert sich, dass die Innenstädte aussterben, fährt aber regelmäßig mit seinem SUV ins Outlet-Center. Er träumt heimlich von Anarchie, weiß aber nicht, bei welchem Amt man dafür einen Antrag stellen muss. Und wenn er mal leidenschaftlich wird, dann sind die Benzinpreise zu hoch, ist die Bahn zu spät oder die Fernsehtalkshow zu überflüssig. Ganz so, als hätte das Heim-TV keinen Ausknopf. Und natürlich geht er mit seinem Unmut nicht auf die Straße. Er protestiert bequem vom Sofa, per Online-Petition. Kurzum, der Deutsche leidet eben gerne, und Jens Neutag weiß auch, an was. Am „Deutschland-Syndrom“. -aph-
Mi. 08.04., 20 Uhr, Haas-Säle, Obere Sandstraße 7