Klar, Sommer ist super, aber er bringt doch auch immer wieder eine Menge Unannehmlichkeiten und Ärgernisse mit sich: Sonnenbrände, Wespenattacken und schlafraubende Mücken; Mitmenschen, die bei jeder Kugel Eis erzählen müssen, was die in ihrer Kindheit gekostet hat; zwanghaftes Gegrille am Wochenende, als wäre es eine Schande, mit Besteck am Tisch in einem Zimmer zu essen.
Die unangenehmste Begleiterscheinung der heißen Jahreszeit ist jedoch, dass man auch außerhalb von Bädern, Stränden und Liegewiesen mitunter mit mehr nackter Haut konfrontiert wird, als man sehen möchte.
Damit meine ich nicht überlebensnotwendige leichte Kleidung, die bei akuter Hitze für alle gleichermaßen dasein sollte. Bzw. wie eine üppig gebaute Freundin mir mal sagte: „Ich waaß scho, dass Spaghettiträger bei mir net schö ausschau’n, aber was soll ich machen, für mich is hall aa Sommer.“
Eine echte ästhetische Zumutung hingegen sind Zeitgenoss:innen, die in sommerlichen Biergärten und Außenschankflächen meinen, ihre nackten Füße auf Stühlen, Bänken und manchmal sogar Tischen ablegen und zur Schau stellen zu müssen. Noch unappetitlicher wird es in Bussen und Bahnen oder – igitt! – wenn im Flugzeug nackige Quadratlatschen auf Armlehnen der Sitznachbarn landen.
Interessanterweise sind die Übeltäterinnen in den meisten Fällen weiblich. Vielleicht sind Männer sich der Hässlichkeit ihrer Füße eher bewusst?
Ich erinnere mich an ein Zitat meines alten Musiklehrers: „Meine Füße sind wie die Augen einer schönen Frau – groß, schwarz und feucht.“ (Wenn Sie diese Äußerung schon ungustiös finden, probieren Sie mal den Umkehrsatz und sagen zu einer hübschen Dame: „Sie haben Augen wie die Füße von Arnds Musiklehrer.“ Für Folgeschäden übernehme ich keine Verantwortung!)
Fakt bleibt, dass es zumeist Frauen sind, die ihre unangezogenen Gehwarzen frivol aufs Mobiliar platzieren. Ich fürchte, dass die Barfußpräsentatorinnen glauben, dabei eine Art von jungmädchenhaftem Charme zu versprühen. Oder einen Hauch von „Dolce Vita“ wie Anita Ekberg im Trevi-Brunnen in dem berühmten Fellini-Film. Aber es tut mir leid, Sie desillusionieren zu müssen, Ladies: Die meisten empfinden den Anblick Ihrer Käsemauken auf Augenhöhe nur als unappetitlich. Und wenn man mit Schuhen nicht aussieht wie die Ekberg, tut man es ohne auch nicht. (Schließlich wirken auch die allerwenigsten Männer im Feinripp-Unterhemd so sexy wie seinerzeit James Dean.)
Doch will ich hier natürlich kein Body-Shaming betreiben. Niemand sollte sich für irgendwelche Stellen seines Körpers schämen müssen, und im Normalfall sind die Blüten einer Pflanze ja immer hübscher als die Wurzeln.
Wir alle sollten also mit unseren Füßen am besten auf dem Boden bleiben. Und wer für seine unteren Extremitäten unbedingt Publikum braucht, findet doch im Internet ausreichend Seiten für sowas.
Arnd Rühlmann