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Ganz Bamberg im Krimi-Rausch: Mordgedanken von Thomas Pregl

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Die beiden hiesigen großen B´s – Brose und Bosch – hielten die Bänder an. Nix ging mehr. Die Sandstraße ausgestorben, in den Brauhäusern versauerte der Hopfensaft in der Zapfanlage. Ganz Bamberg im Krimi-Delirium auf der Potatoe-Couch vorm 65 Zoll-Monitor. Ähnlich wie der Halstuch-Mörder Dieter Borsche 1962 war  der RTL-Bamberg-Krimi „Behringer und die Toten“ der Straßenfeger in der Domstadt. Selbst Professor Brinkmann und Schwester Christa sahen quotenmässig in ihrer Schwarzwaldklinik gegenüber dem Hit verdammt krank aus.

Ein Höhepunkt jagte den anderen, drei gezeigte Beischlafszenen und eine erzählte sorgten für wohlige Lustgefühle zwischen Chips und Mahrs-Bier. „Wau, war ich gut“, entfuhr es dem knackigen Lover, bevor er in die Luft flog. Mit fränkischem Dialekt – der stark an hochdeutsche Lippenbewegungen aus dem Raum Hannover erinnerte – ermittelte das Team zwischen verkohlten Leichen und Bier aus den für Bamberg so typischen 0,33 Liter- Plopp-Flaschen. „Bah, was ist das denn?, entfuhr es der schnuckeligen Ermittlerin in den Schlusssequenzen des fränkischen Blockbusters. „Rauchbier!“ Ihre philsosophische Erkenntnis ähnelte den Verschwörungstheorien der Flacherdler: „Ich habe gedacht, die haben das nur gemacht, um Touristen zu verjagen!“

Nach genau einer Stunde und 15 Minuten gab es dann doch das erste Aborigines-Wort, dramaturgisch gelungen vorgetragen von Andreas Leopold Schad, dem früheren ARD-Franken-Tatort-Star. Der musste einen Tankwart spielen – bei 1,769 Euro für den Liter Diesel. Guinnessbuch verdächtigt die Flucht eines pubertierenden Jünglings vom Bahnhof in die Bamberger Altstadt – ganze 5 Sekunden brauchte der junge Mann, bevor er in die Regnitz sprang.

Erwähnenswert auch das Gendersternchen in Form von Frau Staudt. Mit strengem Dutt machte sie aus dem OB die erste OB*in der Domstadt. Wenn einem so viel Gutes wird beschert, das ist schon mal eine Pinkelpause wert. Die gab es nach 32 Minuten Blasenqual in Form poppiger Werbung.

Nach knapp zwei Stunden verirrten sich dann zwei etwas verquält grinsende Bachelors mit roten Rosen in den Händen ins Krimi-Bild. Die halfen bei der Mördersuche wider Erwarten nicht wirklich. Bei diesen Adonissen der RTL-Zeitgeschichte fiel  darum nicht weiter auf, dass Behringer bei seinen Ermittlungen ohne Brauereien, Bocksbeutel und Boni auskam. Das muss man in Bamberg erst mal hinkriegen.

Wie schlecht es um das bayerische Bildungswesen bestellt ist – davon handelte der anspruchsvolle Teil des Bamberg-Krimis. Die spröde Lehrerin mit dem Charme einer rostigen Pfeffermühle sprang ohne Reifeprüfung und Numerus Clausus in das Camping-Bettchen eines windigen Journalisten. Ähnlichkeiten zu lebenden Personen des Fränkischen Tags oder der Fränkischen Nacht wären rein zufällig gewesen.

Um 22.15 Uhr war es vollbracht. Das Fernsehvolk ergoss sich auf Facebook in Liebeslava: „Richtig gut“, „tolle Darsteller“, „weiter so“, „absolute Extraklasse“. Gut, dass im Kühlschrank noch ein Bockbier wartete. Hopfen- statt Krimirausch. Des bassd scho!

Thomas Pregl

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